Mit der Reichsbildung der Merowinger im 5. Jahrhundert und dem Übertritt König Chlodwig I. zum römisch-katholischen Glauben war auch die Bevölkerung des Niederrheins christlich geworden. Der Willicher Raum gehörte in den nachfolgenden Jahrhunderten zunächst zum Großkirchspiel Kempen. Die Willicher Pfarre wurde wahrscheinlich zu Beginn des 11. Jahrhunderts selbständig, Pfarrpatron war der Hl. Pankratius. Die Willicher Pfarre umfasste zunächst auch Kaarst, das im Laufe des 13. Jahrhunderts, und Osterath, das im 17. Jahrhundert endgültig selbständig wurde. Wohl seit dem 16. Jahrhundert trat als zweite Pfarrpatronin die Hl. Katharina von Alexandrien hinzu, die im Laufe der Zeit Pankratius in den Hintergrund drängte und heute alleinige Pfarrpatronin ist. Die Willicher Pfarre zählte bis zur Errichtung des Bistums Aachen 1930 zum Erzbistum Köln. Die Pfarrkirche gehörte als Eigenkirche zunächst dem Fronhof des Kölner Erzbischofs in Willich, um 1200 ging sie in den Besitz des Kölner Domkapitels über und von 1373 an bis zur Napoleonischen Zeit blieb sie im Besitz des Kölner Dompropstes, dem auch das Recht zur Präsentation eines neuen Pfarrers zustand. Seit dem 19. Jahrhundert steht dem jeweiligen Bischof das Recht zur Ernennung des Pfarrers zu.
Der Ort des heutigen Kirchbaus lag an der Stelle, an der die drei alten Willicher Honschaften zusammenkamen (Große Honschaft im heutigen Münchheide, Streithover Honschaft, Hardter Honschaft). An der Stelle der heutigen Pfarrkirche St. Katharina haben im Laufe des vergangenen Jahrtausends drei Kirchbauten gestanden. Spätestens mit der Pfarrerhebung um das Jahr 1000 dürfte die erste Kirche entstanden sein, die man sich als einfache kleine Saalkirche wird vorstellen müssen. Überreste dieses Kirchbaus sind nicht vorhanden. Inschriftlich nachgewiesen ist dagegen die Erbauungszeit der zweiten Willicher Pfarrkirche. Auf der Rückseite einer römischen Schriftplatte fand sich folgender Text (aus dem Lateinischen übersetzt): Im Jahr der Geburt des Herrn 1146 ist diese Kirche ihren Pfarrangehörigen während einer großen Getreideknappheit erbaut worden, da im selben Jahr der kölnische Malter für 13 Schillinge verkauft wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurden an dem romanischen Kirchbau das südliche Seitenschiff erweitert und ein gotischer Hochchor angebaut. Wegen des schlechten Bauzustandes und angesichts der stark angestiegenen Katholikenzahl entschloss sich die Pfarre, einen großzügigen Neubau zu errichten. Im Sommer 1898 wurde die alte Kirche abgerissen und 1899/1901 an ihrer Stelle die derzeitige neugotische Kirche errichtet. Sie wurde am 19. April 1901 konsekriert. Die Innenausstattung dieses Kirchbaus ist weitgehend erhalten, die neugotische Ausmalung dagegen verloren gegangen. Die letzte Kirchensanierung im Jahre 2009 wurde mit der Einfügung des neuen Zelebrationsaltares 2012 abgeschlossen.
Dr. Paul Schrömbges